Therapiegärten

In STADT+GRÜN - Ausgabe 01/2023, Seite 36 ff - stellt Dipl. Martina Föhn (wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZHAW) Therapiegärten in den Focus. Dabei definiert sie den Begriff nach Karn und Schneiter-Ulmann als "...Anlage im Freien, die Raum und Ausstattung für Gartentherapie und andere Aktivitäten mit Pflanzen sowie Therapieformen ohne direkten Bezug zu Pflanzen bietet. Folglich können Therapiegärten auch für Maltherapie, Gehtraining in der Physiotherapie, zur Aktivierung von älteren Menschen oder im Rahmen der Ergotherapie genutzt werden. Das Haupteinsatzgebiet von Therapiegärten ist jedoch die Gartentherapie.

Öffentliche Heil- und Sinnesgärten

Dabei gibt es nicht den Therapiegarten schlechthin. Die Gestaltung richtet sich immer nach der jeweils angegliederten Institution und den Bedürfnissen ihrer Bewohner. Die vorrangigen Einsatzfelder sind die Psychiatrie, die Gerontologie, die Suchtmedizin und in der psychosomatischen Behandlung zu finden. 

Was bleibt denjenigen Personen oder Kranken, die austherapiert sind oder an einer beginnenden Demenz leiden? Die soziale Kontakte suchen? Die nicht zu den priviligierten Besitzer eines Schrebergartens zählen? 

Wir plädieren daher für Öffentliche Therapiegärten und nennen diese Heil- und Sinnesgärten. Einige davon, die wir für Sie bereits entdeckt haben, stellen wir Ihnen hier vor, um damit ein größeres Bewußtsein für die Notwendigkeit in der künftigen Stadtplanung und -gestaltung zu schaffen. Mehr sollen noch hinzukommen.

Mitten im Altonaer Volkspark auf dem 1.600 Quadratmeter großen Areal des ehemaligen Städtischen Betriebshofes entsteht ein Heilgarten, initiiert von Norbert Nähr, Gründungsmitglied des Vereins Heilende Stadt e.V.

Gesundheitliche Probleme von psychischer, sozialer und körperlicher Art nehmen in unserer Gesellschaft ganz allgemein zu. Der Heilgarten bietet dafür Lösungsansätze, die der Hamburger Bevölkerung eine lebendige und stärkende Beziehung zwischen Natur und Mensch bietet. Der Garten lädt ein, die Natur mit Körper, Hirn und Herz zu entdecken und dabei in Kursen für Bewegung und Entspannung richtig aktiv zu werden. Der Heilgarten wächst zu einem Wohlfühlort für alle: artenreich, essbar und erholsam. 

Der Heilgarten ist nur eins von verschiedenen Projekten des Vereins HEILENDE STADT e.V., Hamburg

Garten Eden in Untermarchtal

Mit dem Generationen Aktiv Park „Garten Eden“ wurde in Zusammenarbeit des Klosters Untermarchtal und der Gemeinde Untermarchtal ein Angebot geschaffen, das sich an Jung und Alt richtet mit dem Ziel, das Miteinander der Generationen zu fördern und zu stärken. Das ca. 30.000 m² große Gelände, eingebetet zwischen Donau- und Lautertal, bietet pädagogische Fort- und Weiterbildungen, Sonderschulpädagigik, Erlebnispädagogik, Waldpädagogik und weiteres. Dazu stehen der Sinnes- und Therapiegarten, ein Bewegungsgarten, ein Walderlebnisbereich, sowie ein Tierpark und eine Kinderaktivinsel zur Verfügung. Hier den Flyer dazu.

Die sinnesanregenden Gartenelemente tragen zur Gesunderhaltung und zum Wohlbefinden bei und erhöhen so auf vielfältige Weise die Lebensqualität der Nutzer.

www.garten-eden-untermarchtal.de

Therapiegarten 
in Schloss Schiltern

Bei dem Therapiegarten im Schloss Schildtern ist das primäre Ziel die Erhaltung und Förderung des sozialen, psychischen und körperlichen Wohlbefindens von Menschen: Ob man den Garten passiv - atmen, riechen, schauen - oder aktiv genießt. Aktiv heißt im Zusammenhang mit den Programmen des Psychosozialen Zentrums, gemeinsam Ziele zu definieren und pflanzenbezogene Aktivitäten zu setzen.

Daher ist der Garten in drei Bereiche gegliedert: den Nutz-garten der Gartenwerkstatt mit Rast- und Riechkästen, Vertikal- und Hochbeeten, sowie vier Feldern speziell für Frauen, für die Psyche, für die Verdauung und die Atemwege. Das GartenZimmer lädt mit Feuerstelle, Seminar-Arena oder Gruppentisch zum Verweilen ein – in Hängematten oder auf Sitzbänken. Und im Bereich GartenAktiv stehen Bewegung und Sensorik-Training im Vordergrund.

Der Therapiegarten ist nur vom 1. April bis 30. Okt. geöffnet. www.psz-schiltern.at

Garten der Begegnung 
in Germering

Der kleiner botanische Garten mit sozialer Ausrichtungn dient icht nur dem Wohle aller Germeringer Bürgerinnen und Bürgern sowie den Bewohnern der Seniorenresidenz, in das er eingebettet ist, sondern auch auswärtigen Gästen. Hauptziel des Gartens ist es, den Besuchern die Wirkungen der Pflanzen auf die Psyche des Menschen und seinen Körper näher zu bringen. Die Besucher sollen erfahren, wie Pflanzen der Gesundheit dienen, wie sie den Geschmack- und Geruchsinn anregen oder wie Pflanzen einfach die Betrachter an ihrer Schönheit teilhaben lassen.

Besondere Beachtung verdienen die Arzneipflanzen, aus denen nach wissenschaftlichen Erkenntnissen zugelassene natürliche Medikamente hergestellt werden, sowie die vielen Heilpflanzen, die traditionell in der Volksheilkunde eingesetzt werden. Ausgewählt von Rainer Engler, einem Mitglied der Gartentherapeuten in Bayern.

Garten der Begegnung

Ludwigsgarten in Braunschweig - ein Garten für alle

Der 2019 gegründete Ludwigsgarten hat das Ziel ein inklusiver, multifunktionaler Gemeinschaftsgarten für das Quartier zu sein. Den Mittelpunkt bildet ein kreisförmiges Gemüsebeet, das in vier Quartiere mit je drei Beeten eingeteilt ist. Daneben gibt es einen Gemüse-Themengarten, der bestimmte Gruppierungen aus dem Quartier ansprechen soll. In den Randbereichen des Gartens finden sich Wildwuchs-flächen für spontane Vegetation zur Förderung der Bio-diversität. Aber auch ein Kräuterbeet, Bienen-geeignete Pflanzenmischung und vieles andere ist vorhanden. Die Mitarbeiter machen dort de facto Gartentherapiearbeit, ohne dies großartig zu benennen und hervorzuheben.

Ludwigsgarten in Braunschweig

Botanischer Blindengarten 
in Radeberg

Der Blindengarten, der unter den 140 Botanischen Gärten im deutschsprachigen Raum einzigartig ist,  ist ein Garten der Ruhe und Erholung und anderes mehr, aber vor allem ein Garten der Düfte und der Sinne und der Lehre und des Lernens. Er besteht schon seit 1996 und konnte von seiner anfänglichen Größe mit 5.600 m² auf nunmehr rund 22.000 m² "blinden-gemäß" erweitert werden.

Zum Garten zählt eine kleine Gärtnerei mit Warmhaus für Anzucht, ein Treibhaus zur Überwinterung, sowie großem Arbeitsraum. Mit der Zeit konnte ein Pflanzenversandt für blinde Gartenfreunde aufgebaut werden, der nach wie vor zum Anliegen des Botanischen Blindengartens gehört.

Botanischer Blindengarten

Öffentlicher Therapie-garten in Neuwied

"Premiere: Erster deutscher Therapiegarten der Garten-therapie im städtischen Grün", betitelt der NR-Kurier seinen Artikel vom 12.08.2023 über den Therapiegarten, an dem  Patty Muller, Kunsttherapeutin B.A.  und Gartentherapeutin (zert. nach IGGT), sehr wesentlich mitgewirkt hat und den Therapiegarten seither bespielt. 

Seit dem Frühjahr 2023 kam zu dem bereits bestehenden therapeutischen Angebot im Johanniter-Zentrum für Kinder- und Jugendpychiatrie in Neuwied noch die Gartentherapie und ein öffentlicher Therapiegarten hinzu. 

Patty Muller berichtet darüber sehr ausführlich in der neuesten Ausgabe von Green Care, 4/2024. 

Therapie- und Sinnes-garten im Hospiz Heilig Geist in Hamburg

Gartentherapeutin Esther Daenschel - zert. nach IGGT - berichtet in Green Care, Ausgabe 3/2024, auf  den Seiten 4 bis 8  sehr lebhaft über den Therapie- und Sinnesgarten, der im Hospital Heilig Geist in Hamburg unter ihrer Mitwirkung entstanden ist. Begrüßenswert: Der 400 m² große Sinnes-garten mit Hochbeeten, Gewächshaus und Pflanztisch, der zum aktiven Gärtnern und Mitmachen anregt, ist nicht nur für die Bewohner*Innen des Hospitals, sondern auch für die Öffentlichkeit. Ein echter Lotto-Gewinn nicht nur für die Gartentherapeutin. Lesenswert!

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